Hooksiel mit Hund
Endloser Himmel, Ebbe und Flut, eine eisige steife Brise, hochgeschlagene Jackenkragen und rote Wangen bei den Menschen – und ebenso glückliche wie dreckige Hunde, das zeichnet den Winter an der Nordsee aus. Hooksiel in der Gemeinde Wangerland, ca. eine halbe Stunde Autofahrt nördlich von Wilhelmshaven, war uns als besonders hundefreundlich empfohlen worden. Dahin machten wir uns von Bayern aus auf den Weg: zwei Erwachsene, zwei Kinder, zwei Hunde in einem bis zur Hutkrempe bepackten Kombi.
Kaum waren wir am nächsten Tag in Hooksiel angekommen, räumten wir nur schnell das Auto aus, bezogen unsere gemütliche Ferienwohnung und gingen dann sofort an den Strand, um uns und die Hunde auszulüften. Aber schon bekam unsere erste Begeisterung ein kräftigen Dämpfer: überall standen Hinweisschilder, dass Hunde stets an der Leine zu führen seien! Von den anderen Spaziergängern am Strand hielt sich allerdings niemand daran, und so ließen wir auch Alaskan Husky Wonda und unseren Pflege-Labrador Hera frei sausen – wenn auch mit schlechtem Gewissen. Unsere beiden Vierbeiner genossen das Herumflitzen im Strandhafer, das Spielen mit den anderen Hunden, die neuen Gerüche, einfach alles.

Trotz der vielen Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung blieb es für uns das Schönste mit den Hunden am Deich zu laufen und Schiffen nachzuschauen oder am Strand, von wo aus bei guter Sicht gleich fünf Leuchttürme (Hooksiel Plate, Mellumplate, Tegeler Plate, Minsener Oog und Hoheweg – bei guter Sicht zusätzlich Alte Weser, Roter Sand und Robbenplate) zu sehen sind, oder das Gelände rund um den Hooksieler Yachthafen mit den vielen leuchtend-organgefarbenen Sanddornsträuchern zu erkunden.
Wie jeder vernünftige Tourist besorgten wir uns gleich nach unserer Ankunft einen Tidenkalender, auf der für jeden Tag die exakten Zeiten von Ebbe und Flut verzeichnet sind, denn wir wollten uns bei Streifzügen im Watt ja nicht in Gefahr bringen.
Die Sache mit dem Leinenzwang wollten wir aber doch klären und fragten bei der Kurverwaltung nach. „Offiziell“, so die Antwort, ist es ganzjährig verboten, Hunde frei laufen zu lassen, damit die Vogelkolonien und Brutplätze keinen Schaden nehmen und natürlich die Badegäste am Strand nicht belästigt werden. Für Gäste mit Hund gibt es einen extra Hunde-Strand (sogar den einzigen Ostfrieslands!), aber auch dort gilt der Leinenzwang. Im Herbst und Winter, wenn weder Vögel brüten noch Leute baden, wird „inoffiziell“ der Leinenzwang aufgehoben, solange sich die Hunde anständig benehmen.

Wer also einen ungetrübten Winterurlaub in Hooksiel und Umgebung haben möchte, sollte einen gut verträglichen und jederzeit abrufbaren Hund haben, der weder Fußgänger anspringt noch Skater jagt, sonst ist Ärger vorprogrammiert.
Der kleine Ort und seine ganze Umgebung sind auch im Winter ein empfehlenswertes Urlaubsziel. Sogar baden mit „Meergefühl“ bei angenehmen Temperaturen ist möglich, im örtlichen Meerwasser-Hallenwellenbad. Den Spaziergänger laden überall gemütliche Teestuben ein, sich bei „Pharisäer“ (Kaffee mit einem Schuss Rum unter der Sahnehaube) oder Ostfriesentee mit Kluntjekandis und Sahne und köstlichen selbstgebackenen Kuchen vom kalten Wind aufzuwärmen. Und in den Restaurants steht Fisch in 1001 Variationen auf der Speisekarte. Besonders empfehlenswert wegen der Atmosphäre dort ist ein Besuch der alten „Stumpenser Mühle“, einem zweistöckigen Galerieholländer, der zu Teestube und Restaurant umgebaut wurde.
Auch Jever, die Stadt mit dem berühmten Bier, ist einen Besuch wert. Und nach Wilhelmshaven ist es nur ein Katzensprung, wenn man das Bedürfnis nach Stadtbummel, Kino oder Besichtigungen hat. Das Wattenmeermuseum, das Ebbe und Flut im Modell vorführt und in dem man vom Knutt bis zum Wattwurm alle Tiere des Watts treffen kann, erlaubt sogar das Mitbringen von Hunden.
Also: Wer sich in Hooksiel langweilt, ist selber schuld!
(Autor unbekannt)